Realität im Klimapark: Plakate und Rigipsplatten fallen von den Wänden

Die Diskussion um die Zukunft des Klimaparks auf dem Rietberger Gartenschaugelände schlägt hohe Wellen und ist Inhalt einer Sondersitzung des Umwelt- und Klimaausschusses, die für den nächsten Mittwoch terminiert ist. „Wir erwarten, dass ehrlich und ohne Vorverurteilungen darüber diskutiert wird, was auf dem Gelände vorstellbar sein könnte“, macht die Freie Wählergemeinschaft (FWG) Rietberg deutlich. „Schluss mit der fast schon anmutenden Hysterie, dass der Klimapark unbedingt und möglichst mit den jetzigen Projektpartnern erhalten werden müsse.“ Die Freien Wähler betonen weiter: Schluss auch mit den aus der Luft gegriffenen Vorwürfen, der Bürgermeister habe im Alleingang gehandelt, als er öffentlich feststellte, dass es den Klimapark in seiner jetzigen Form nicht mehr geben könne.“

Haben sich ein Bild vor Ort vom Zustand des Klimaparks gemacht und fordern, dass sich etwas ändern muss: Die Mitglieder der Freien Wähler aus dem Umwelt- und Klimaausschuss v.l. Andreas Hollenhorst, Roland Potthoff, Sam Buschsieweke, Andreas Rodejohann und Burkhard Hoffmann.

Bei einem ausführlichen Rundgang haben Mitglieder des Umwelt- und Klimaausschusses der FWG den Klimapark kürzlich unter die Lupe genommen. „Was wir dort gesehen haben, ist in weiten Teilen ein Trauerspiel“, fasst FWG-Ratsherr Sam Buschsieweke zusammen. Ausschussmitglied Burkhard Hoffmann: „Die Beiträge sind zum größten Teil veraltet.“ Die gesamte Aufbereitung der einzelnen Stationen entspreche von der Art der Präsentation nicht mehr den aktuellen Ansätzen und auch nicht einer verständlichen Darstellung, wie sie bei solch komplexen Themen notwendig seien,  ergänzt Ausschussmitglied Andreas Rodejohann. Die FWG ist sich einig: „Wir müssen der Realität ins Auge blicken und uns ehrlich fragen, ob und von wem es überhaupt leistbar ist, mit externen Kooperationspartnern ein solches Projekt ständig aktuell und erlebnispädagogisch sinnvoll zu gestalten und zu erhalten.“
Ratsherr Roland Potthoff betont: „Die derzeitigen Projektpartner haben beim Aufbau des Parks viel geleistet. Doch Beiträge – gerade im Bereich von Umwelt- und Klimatechnik – machen nur Sinn, wenn sie aktuell sind und es regelmäßig Neues zu sehen gibt.“ Das koste nicht nur Geld, sondern auch Manpower. Und Ratsmitglied Andreas Hollenhorst ergänzt: „Welche Unternehmen sollen und wollen das neben ihrem Alltagsgeschäft denn leisten?“  
Die Freien Wähler betonen: Wer pauschal fordere, dass die Aussteller ihre Exponate möglichst auf den neuesten Stand bringen sollen und dazu noch weitere Partner gesucht werden sollen, der habe  die Realität nicht erkannt. Buschsieweke: „Einige Projektpartner existieren gar nicht mehr, weil es die Unternehmen gar nicht mehr gibt. Da musste die Stadt schon in die Bresche springen und diese Beiträge übernehmen bzw. abkaufen.“ Bei dem Rundgang der FWG-Mitglieder fiel außerdem auf: An einigen Stellen fallen Rigipsplatten von der Decke, Plakate liegen auf dem Boden, das Sonnenhaus dreht sich schon lange nicht mehr, ein Beitrag ist komplett mit Flatterband abgesperrt und noch nicht einmal die Klingel am Eingangstor für die Verbraucherberatung funktioniert noch. Und überhaupt: Gehört eine Verbraucherberatung nicht in die Innenstadt, wo Publikumsverkehr ist?
„Wer den Klimapark in einer zeitgemäßen Form will, der muss auch bereit sein, viel Geld für Planung, Konzeption und dauerhafte Begleitung in die Hand zu nehmen“, resümiert FWG-Fraktionsvizechef Josef Beermann. „Alles andere wäre unehrlich und nicht leistbar.“ Man könne nicht den Kooperationspartnern die Verantwortung aufs Auge drücken oder einfach fordern, dass das Klimamanagement der Stadtverwaltung oder das Personal des Gartenschauparks das einfach mal so übernehme. Beermann: „Da müssen dann Stellen geschaffen und Geld zur Verfügung gestellt werden. – Wer das will, muss sich dazu laut und deutlich bekennen!“
Dass Bürgermeister Andreas Sunder die Diskussion jetzt ins Rollen gebracht hat, sei logisch und überfällig gewesen. Die FWG-Mitglieder sind sich einig: „Der Klimapark ist derzeit alles andere als ein Aushängeschild. Jetzt sollen Park GmbH und  Verwaltung vorurteilsfrei und ideologisch unverbrämt die Chance erhalten, Ideen zu entwickeln und zu präsentieren. Dass das auch im und gemeinsam mit dem Umwelt- und Klimaausschuss geschehe, sei völlig logisch. Beermann: „Die ganze Aufregung der anderen Parteien, die teilweise geäußert haben, sie fühlten sich übergangen, kann ich nicht nachvollziehen.“ Ein neues Konzept werde nicht einfach von heute auf morgen zusammengeschustert und müsse natürlich auch in den politischen Gremien gedacht und realisiert werden.